Der Prachtbau im wilden Osten
Die Kaiserpfalz in Paderborn
Die Stelle war gut ausgesucht. Die Quellen der Pader boten reichlich frisches Wasser für viele Menschen und Tiere. Hier ließ der fränkische König Karl, der noch zu Lebzeiten „der Große“ und „Vater Europas“ genannt wurde, eine Burg im Land der Sachsen anlegen: Mit dicken Mauern aus Stein, durch massive Tore gut geschützt. Sie trug den Namen des Königs: Karlsburg. Im Inneren ließen sich Vorräte sicher verwahren, genau wie Waffen und Kostbarkeiten aller Art. Vorsicht war geboten – 778 zerstörten die Sachsen die Pfalz und wurden erst nach einem jahrelangen, grausamen Krieg unterworfen.
König Karl war Franke und links des Rheins zuhause, wo schon die Römer geherrscht hatten. Sein Reich regierte er aus dem Sattel: Ein Riesentross aus Soldaten, Helfern aller Art, Frauen, Kindern, Sack und Pack, zog durch das Reich, von Pfalz zu Pfalz. Dort hielt er Gericht, schloss Verträge, traf Verbündete und Mächtige anderer Länder. So auch im Jahr 799, als Karl mit Papst Leo III. in der Paderborner Pfalz zusammentraf. Die Pfalz war der Ort, wo Macht nach allen Regeln der Kunst zur Schau gestellt wurde. Und wenn die Vorräte aufgegessen waren, zog der Tross weiter zur nächsten Pfalz.
Neue Ideen und Technik aus dem Reich links des Rheins
Den einheimischen Sachsen muss die Pfalz des Frankenherrschers vorgekommen sein wie vom anderen Stern. Mauern aus Stein kannten sie nicht. Handwerker und Künstler von weit her schufen nie gesehene Wandmalereien und edlen Schmuck. Glasgefäße und Fensterglas, feine Keramik, hergestellt auf der Drehscheibe, runde, flache Steine zum Mahlen von Getreide, Münzen aus edlen Metallen brachten die neuen Herrscher mit. Sogar eine Glocke für die Pfalzkapelle – faszinierend.
Mit dem Eroberer kam die neue Religion, das Christentum. Systematisch und rücksichtslos setzte Karl den neuen Glauben und seine Herrschaft gegen alle Widerstände durch. Gegen die überlegene Technik und Organisation der Franken hatten die Sachsen keine Chance. Sie waren jetzt Teil einer anderen Welt. Wer daran noch Zweifel hatte, brauchte nur einen Blick zu werfen auf den neuen Prachtbau an den Quellen der Pader.
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